Geschichten » Mountie

Kapitel 3

Nach der Sporenlektion begegnete ich meinem Herrn Onkel mit noch größerer Ehrfurcht.

Er nahm mich am nächsten Tag mit zu seinem Ausritt, was ich als eine besondere Ehre betrachtete. Der Stall der Mounties lag am Rande der Stadt. Alle Reiter dort trugen ihre Uniformen, und sahen entsprechend schneidig aus. Ich fiel da mit meiner Jeans und den Turnschuhen natürlich gleich auf. Ohne dass jedoch einer etwas sagte, merkte ich an ihren Blicken, dass sie mich gering schätzten und ich nicht dazu gehörte.

Der Onkel behandelte ihn genauso streng wie zuhause. Und er verlangte die gleiche Dienstbereitschaft.

"Polier mir meine Stiefel noch mal ordentlich auf, bevor ich aufsitze!"

Als er das sagte, stand er noch vor dem Stall und unterhielt sich mit einem Kollegen. Ich hatte keine Scheu vor meinem Onkel niederzuknien und ihm mit dem Poliertuch, dass ich immer einstecken hatte, seine STiefel auzupolieren. Der Kollege war etwas irritiert. Der Onkel spürte dessen Blick und erklärte ihm, dass er mit mir gerade ein strenges Erziehungsprogramm fährt.

Der Kollege war mehr als interessiert. Sie beschlossen einen gemeinsamen Ausritt.

"Du kommst mit, dann kannst du gleich ein bisschen Körperertüchtigung treiben."

Sie sattelten sich die Pferde und sassen auf. Gleich zu Beginn trabten sie ordentlich an und ich musste mich ordentlich ranhalten, um mit den beiden Reitern mitzuhalten. Ich sah nur die dicken Pferdeärsche und die wippenden Bewegungen der Reiter von hinten.

Ich liebte die uniformierten Reiter und bewundert sie zutiefst.

Als sie auf einem abgeeerneten Feld schließlich losgaloppierten, konnte ich nicht mehr mithalten. Ich rannte zwar wie der Teufel, aber es war völlig aussichtslos. Ich suchte nur den Abstand so klein wie möglich zu halten. Der Abstand wurde jedoch immer größer und ich verlor sie schließlich aus den Augen, als sie in ein Waldstück ritten.

Trotzdem rannte ich bis mir die Zunge aus dem HAls hing. Ich wollte zeigen, was in mir steckte.

Ich fand sie an einem kleinen Teich, wo sie abgesessen waren und ihre Pferde etwas saufen ließen. Dort angekommen ließ ich mich erschöpft fallen. Ich war am Ende meiner Kräfte. Ich schleppte mich auf allen Vieren zum Wasser und trank mit den beiden Pferden gierig Wasser.

Ich sah zuerst ihre beiden braunen Stiefelpaare, die auf mich zukamen.

"Du musst ihn noch besser trainieren." Ich spürte die Reitgerte des älteren KAmeraden an meinem Kinn, das er damit anhob. Ich blickte zu den beiden Mounties auf.

"Ja, das will ich, Sir."

"Warst du gefragt?" blaffte mich mein Onkel an.

In der Tat, die Anregung, mich besser zu trainieren, war ausschließlich an meinen Herrn Onkel gerichtet. Ich hatte mich im Übereifer bemüssigt gesehen, vorschnell zu antworten. Ich schämte mich für meine vorlaute Art.

"Verzeihen Sie, Sir."

"Siehst du jetzt was ich meine. Er hat einfach keine Umgangsformen. Ich muss praktisch bei Null anfangen."

"Er muss dich fürchten lernen. DAs ist die erste und wichtigste Lektion, die er lernen sollte."

"Du meinst Schläge?"

"Schläge, Schläge und nochmal Schläge. So habe ich die schwer Erziehbaren immer klein gekriegt."

"Meine Gerte hat er ja schon kennengelernt, aber ich war vermutlich noch viel zu nachsichtig mit ihm."

"Nachsicht hilft garnicht. Voraussicht ist besser. Feste Rationen sind am wirksamsten. Ziemlich schnell werden sie dann gefügig. Und so was wie eben passiert garantiert nicht mehr."

"Du bist eben ein Routinier. Er ist mein erster FAll."

"Wenn du willst, kann ich dich ja unterstützen. Schicke ihn mir die nächsten Wochenenden vorbei. Du wirst die Lernerfolge ziemlich schnell sehen."

"Abgemacht." mein Onkel schlug ein. Ich wurde nicht gefragt.

Sie stiegen wieder auf ihre Pferde und ich trabte langsam und immer noch erschöpft hinter ihnen her zurück zum Stall.